Projektfinanzierungen ermöglichen es, Investitionen mit vergleichsweise geringem Eigenkapitaleinsatz wirkungsvoll umzusetzen – ein Vorteil, insbesondere bei kapitalintensiven Vorhaben im Bereich der erneuerbaren Energien. Im Interview mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) spricht Dr. Peer Günzel über die strategische Bedeutung der Projektfinanzierung für die Energiewende, die Rolle der DAL als verlässlicher Finanzierungspartner und die Vorteile für Sparkassen. Er zeigt auf, wie DAL und die Partner im Sparkassenverbund gemeinsam aktuelle regulatorische Herausforderungen meistern und welche Chancen sich daraus für die Zukunft ergeben.
Herr Dr. Günzel, die Nachfrage nach Energie aus erneuerbaren Quellen steigt bei Unternehmen. Was sind die Gründe dafür?
Für Unternehmen ist es oft schwer, langfristige Verträge mit festen Strompreisen mit regionalen Versorgern abzuschließen. Der Einkauf über die Strombörse ist wiederum durch starke Preisschwankungen geprägt, die Bezugskosten sind so schwer kalkulierbar. Power Purchase Agreements – kurz PPAs –, mit denen der Stromeinkauf direkt mit Grünstrom-Erzeugern vereinbart wird, laufen üblicherweise bis zu zehn Jahre. Das bedeutet Preisstabilität und damit Planbarkeit. Darüber hinaus erhalten die Unternehmen Herkunftsnachweise, ein weiterer wichtiger Aspekt für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Welche strategische Rolle in der Finanzierung Erneuerbarer-Energien-Projekte übernimmt die DAL und wie profitieren Sparkassen von dieser Partnerschaft?
Die DAL ist ein Kompetenzcenter für Erneuerbare-Energien-Projekte innerhalb des Sparkassen-Finanzverbunds. Als Konsortialführer strukturieren und arrangieren wir u.a. Projektfinanzierungen für Wind- und Solarparks und zunehmend auch für Batteriespeichersysteme (BESS), die angesichts der aktuellen Situation mit lokalen Bedingungen und Netzengpässen wesentlich für die Zukunft der Energieversorgung sind. Sparkassen können sich an den Konsortialkrediten beteiligen und so von unserem Know-how und unserer langjährigen Expertise im Energiesegment profitieren. Gemeinsam sind wir zudem in der Lage, Marktpotenziale bestmöglich auszuschöpfen.
Welche Kriterien legt die DAL bei der Bewertung von Projekten (z. B. Bonität, Eigenkapitalanforderungen) zugrunde und wie unterstützt das die Risikobewertung durch Sparkassen?
Die EK-Anforderung ist so individuell wie die Risikobewertung. EE-Projekte werden in der Regel in Einzweckgesellschaften ohne Historie dargestellt. Es kommt bei der Bewertung primär auf die Berechnung und Verlässlichkeit der nachhaltig zu erwarteten Cashflows an. Dabei sprechen wir in der Regel von 20 Jahren Projektfinanzierungs- und 30 Jahren Projektlaufzeit. Der Erfolg hängt von vielen Faktoren ab, die wir auf Basis unserer Expertise in unserem Modell abbilden.
Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie aktuell im regulatorischen Umfeld, und wie gehen DAL und Sparkassen gemeinsam mit diesen um?
Wir sehen uns multiplen regulatorischen Herausforderungen und Chancen ausgesetzt. Chancen ergeben sich sicherlich aus der Anwendung des Infrastrukturfaktors (Artikel 501a CRR) sowie der Möglichkeit der Widerlegung des Single-Risk bei der Bildung von KNE/GVKs. Eine aktuell wesentliche Herausforderung für die Sparkassen als Kreditgeber im EE-Sektor sind die MaRisk-Anforderungen an Bewertungsverfahren für komplexe mobile Sicherheiten. Je nach Bundesland oder Region kann die Erfahrung mit erneuerbaren Energien variieren – da gibt es ein spürbares Nord-Süd-Gefälle. Die Wertermittlung kann also wie die Risikobewertung sehr individuell ausfallen und wir unterstützen die beteiligten Sparkassen dabei, den für sie passenden Weg zu finden.